Geschichte
GESCHICHTE DES SCHLOSSES IN LEŚNICA
Wahrscheinlich schon 1132 ist in Leśnica das erste Schloss entstanden, das als Fürstensitz diente. Am 7. Dezember 1201 starb hier Bolesław der Hohe, Stammvater der Breslauer Fürsten, die in diesem Gebiet bis zum Jahre 1335 herrschten. Der Hof in Leśnica war damals eine oft besuchte fürstliche Residenz: hierhin kamen Henryk Brodaty (Henryk der Bärtige), seine Frau Jadwiga (Hedwig) (Św. Jadwiga Śląska – St. Hedwig aus Schlesien) und Henryk Pobożny (Henryk der Fromme). Nach dem Tod des letzten Vertreters der Breslauer Piastendynastie, Henryk VI, ging der Besitz zur Tschechei über. Sein neuer Besitzer, der tschechische König Jan Luxemburger, verkaufte im Jahre 1339 Leśnica und den Hof an dem Breslauer Bürger Gysko de Reste für 300 Prag-Groschen.
Von dieser Zeit an wechselten die Besitzer des Schlosses innerhalb der fast 700 Jahre mehrmals. Schon im 14. Jhd. gehörte der Besitz mit dem Hof mehreren breslauer Patrizierfamilien. Anfangs befand er sich im Besitz der Brüder von Sitten, ab 1348 Peter Rieger, danach wurde es von Otto von der Neisse übernommen und in den Jahren
1377-1399 von Nikolaus Klettendorf verwaltet.
1412 gelang Leśnica und das Schloss in den Besitz von Michael Banke, der acht Jahre später die Zustimmung für die Erweiterung des Schlosses erteilte. Es ist nicht bekannt, ob die Pläne realisiert wurden, weil schon 1428 das Hussitenheer Leśnica zerstörte und 1459 der Sitz durch die Breslauer Bürger aus Furcht vor der möglichen Einnahme durch den Hussitenkönig Jerzy aus Podiebrad niedergebrannt wurde.
In den Jahren 1494-1641 ging das Schloss in den Besitz der Familie von Hörnig über. Der Vertreter dieser Familie, Heinrich von Hörnig, baute 1610 ein neues befestigtes System. Den prunkvoll eingerichteten Sitz besuchte 1611 der tschechische König Maciej II (ab 1612 deutscher Kaiser). Während des 30-jährigen Kriegs, der 1618-1648 auch in Schlesien stattfand, wurde der neuerstellte Bau zerstört.
Nach dem Krieg, im Jahre 1651, wurde Leśnica von dem schlesischen Starost Horatius von Forno gekauft. Das Schloss blieb, mit Ausnahme einer kurzen Pause am Anfang des 18. Jhd.,
bis 1733 im Besitz dieser Familie, und wurde an dem Breslauer Orden der Kreuzritter mit rotem Stern verkauft (ihr damaliger Sitz in Wrocław war das Gebäude in der Szewska Strasse, wo sich heute die Sammlung von Ossolineum befindet). Das Schloss wurde duch die Kreuzritter in ein grossartiges barockes Bauwerk umgebaut. In dieser Zeit wurde auf dem Platz entlang dem Weg nach Środa Śląska (heute Plac Świętojański) ein Denkmal von Jan Nepomucen und der Gottesmutter aufgestellt.
Nach der Besetzung Schlesiens durch die Preussen im Jahre 1742 verkaufte der Orden den Palast an dem Baron Ferdinand von Mudrach. 1761 ging er bis 1836 in dem Besitz der Familie von Maltzan über. 1837 wurde von den Gütern Leśnica, Mokre und Ratyń das Majorat gebildet, das zur Familie von Wylich und Lottum gehörte, und durch diese bis 1945 verwaltet wurde. Der letzte Majoratsherr und Besitzer des Schlosses war der Baron Ludolf von Weltheim-Lottum.
Während der Kriegshandlungen auf dem Gebiet von Niederschlesien im Jahre 1945 wurde das Schloss nicht zerstört. Nach dem Krieg war das Schloss ohne Besitzer. 1958 wurde es von der Stadt übernommen und zum Schutz vor Raub und Plünderungen für die Öffentlichkeit geschlossen. In den Jahren 1959-1963 wurden die Adaptierungsarbeiten zum Kulturhaus durchgeführt und das Objekt 1962 in das Denkmälerregister der Stadt Wrocław eingetragen. Nach 1974 wurden die Keller und Kasematte, sowie 1995 die Fassade renoviert. Heute befindet sich in den Räumen des Schlosses der Sitz des Kulturzentrums „Zamek”.
Im Verlauf seiner ca. 900-jährigen Geschichte hat das Schloss mehrere Vertreter der königlichen und fürstlichen Familien sowie Persönlichkeiten aufgenommen. Neben den für die Geschichte Niederschlesiens und Polens wichtigen Personen wie Bolesław Wysoki (Bolesław der Hohe), Henryk Brodaty (Henryk der Bärtige) und seine Frau Hedwig, Henryk Pobożny (Henryk der Fromme), waren im Jahre 1348 der tschechische und deutsche König (und spätere Kaiser) Karol I, 1563 Maksymilian II (Kaiser in den Jahren 1564-1576) und 1611 der bereits erwähnte tschechische König Maciej II hier. Vor der Schlacht bei Lutynia 1757 diente der Palast für die Führung des österreichischen Heers mit dem Prinzen Karol Lothringer an der Spitze als Quartier. Nach der Schlacht (am 5. Dezember) hielt sich der preussische König Friderik II im Schloss auf, der auch später noch mehrmals als Gast zurückkehrte. In der napoleonischen Zeit, während der Belagerung der Stadt Wrocław (1806/7), waren im Schloss französische und bayerische Heere einquartiert.